Bericht von unserer Ruecktour Ferndale, Washington zur Insel (Prince Edward Island)
Montag, 28. Dezember 2009 – Montag, 4. Januar 2010
Heute am Montag war unser Kurzurlaub vorbei und wir bekamen abends um 18:30 Uhr (Ortszeit 14:30 Uhr) doch glatt noch einen Ladeauftrag. Wir sollen morgen in Wenatchee WA Aepfel und Birnen fuer Mississauga bei Toronto laden. Also Laptop beiseite, Abendessen faellt aus und auf geht es Richtung Seattle auf der Interstate 5, um kurz vorher auf dem Highway 2 wieder mal die Cascades in Washington zu ueberqueren. Richtung Stevens Pass hatten wir massenweise Gegenverkehr – ist hier auf der kurvigen zweispurigen Strasse im Dunkeln nicht gerade sehr angenehm. Die Erklaerung dafuer sind die beleuchteten Skipisten am Stevens Pass, wo am spaeten Abend noch reger Betrieb herrschte. Und natuerlich ging es wieder durch Leavenworth – The Bavarian Village.
Leavenworth im weihnachtlichen Lichterglanz
In Wenatchee WA angekommen, hatten wir die Hoffnung, noch am Abend beladen zu werden. Pustekuchen – unser Termin ist erst morgen, also ab in die Koje und schlafen. Ist hier auf dem Firmengelaende nachts sehr ruhig und besser als auf vielen Truck Stops. Am naechsten Morgen erfuhren wir dann, dass wir unsere Aepfel und Birnen noch an zwei anderen Stellen einsammeln durften. Beide nicht weit entfernt und trotzdem waren wir den ganzen Tag mit warten, um an die Rampe fahren zu duerfen, warten auf’s Beladen und warten auf die Papiere beschaeftigt. Abends um 21:00 Uhr (Ortszeit 17:00 Uhr) waren wir endlich fertig und konnten uns endlich auf den Weg machen. Wieder einer dieser Tage, an denen man nicht viel verdient, denn nur fahren bringt Kohle.
Ausblick von einer unserer Ladestellen in Wenatchee waehrend der Wartezeit
Auf unserem abendlichen Weg konnten wir aber noch die Country Christmas bewundern. Auf einem kleinen Stueck der Interstate 90 wurden von den Farmern auf ihren Feldern einige sehr einfallsreiche beleuchtete Weihnachtsdekorationen aufgestellt – u. a. riesengrosser Truck mit Geschenkpaket, animierte Schneeballschlacht, Rennwagen und ein winkender Schneemann zum Abschied. Nachts um 12:00 Uhr war Schluss mit lustig und wir machten Halt an der Schrag Rest Area um in den wohlverdienten Schlaf zu fallen.
Am naechsten Morgen gab es Neuschnee und unsere Fahrt durch die Berge Washingtons wurde begleitet aus einem Mix von Schnee und etwas Sonne. Die restlichen Paesse waren zum Glueck gut geraeumt und Montana machte den Eindruck von unserer letzten Tour, da hatte es ja nur geregnet, wieder wett. Die Sonne strahlte und somit gibt es jetzt endlich Bilder von Montana im Sonnenschein.
Die Berge Montanas im strahlenden Sonnenschein . . .
. . . mal mit weniger Schnee . . .
. . . und wieder etwas mehr Schnee
Uralter Traktor = Museumsstueck – einfach auf einem Huegel ausgestellt
Natuerlich habe ich bei diesem traumhaften Wetter viele, viele Bilder gemacht. Kann euch natuerlich wieder mal nur ein kleinen Ausschnitt der traumhaften Landschaft zeigen. Das Hochladen ist oft eine Qual hier bei der miserablen Internetverbindung und ich bin froh, wenn es ueberhaupt klappt.
Der heutige Tag war bei Durchschnittstemperaturen von -4 Grad sehr angenehm, was sich aber am naechsten Tag schlagartig aenderte. Durchschnittstemperatur von -20 Grad. Da freut man sich im warmen Truck zu sitzen und die Landschaft von hier aus bewundern zu koennen.
Kurze Anmerkung hierzu: Fast alle Bilder werden aus dem Truck raus bei einer Geschwindigkeit von ca. 100 Stundenkilometern von mir gemacht und Thomas versucht so gut es geht, die Scheiben einigermassen sauber zu halten. Mittlerweile haben wir von dem Dreck auf den Strassen auch diverse Steinschlagmacken auf der Windschutzscheibe und da wird fotografieren im Gegenlicht zur Glueckssache.
Die ersten Sonnenstrahlen beleuchten den vom Snowplow verwirbelten Schnee
Montana kann auch bei -20 Grad ein Traum sein
Kurz vor der Grenze von North Dakota sah die Luft von weitem aus sehr diesig aus. Je naeher wir kamen, sahen wir, welches Schauspiel uns dort geboten wurde. Die feuchte Luft verwandelt sich bei den hiesigen Temperaturen in Eiskristalle und bringt die Luft zum funkeln und glitzern.
Bei einem kurzen Stop an einem Truck Stop (Koerperpflege muss von Zeit zu Zeit mal sein) fuehlten wir uns draussen wie im Sterntaler Maerchen – nur dass die glitzernde Luft uns leider keine Goldtaler bescherte, sondern gefrorene Nasen- und Barthaare. -22 Grad sind und bleiben auch ohne Wind nun mal a….kalt.
Einsames Pferd bei -22 Grad auf einer schier endlosen Weide in North Dakota
Im Westen North Dakota befindet sich das Little Missouri National Grassland, welches mit seinen 4.181,5 km² das groesste dieser Art ist. Hier hat die Duerre, welche hier in den dreissiger Jahren herrschte, doch was Gutes. Die Farmen, welche hier aufgegeben werden mussten, wurden von der Bundesregierung aufgekauft und es entstanden Nationalparks in der Praerie. Und hier kann man auch noch frei lebende Bueffel finden und das in einer auch im Winter traumhaften Landschaft. Da ich das nicht so gut beschreiben kann, gibt es hier einen Link eines Berichtes, in dem North Dakota meiner Ansicht nach sehr zutreffend beschrieben wird.
Entering National Grasslands
Bueffel in den National Grasslands
Glitzerluft ueber der Landschaft
North Dakota ist nicht nur zauberhaft schoen, nein es hat auch einen verzauberten Highway. Der Kuenstler Gary Greff, der fueher als Lehrer gearbeitet hat und bis 1989 keine Ahnung vom Schweissen hatte, hat hier eine Fuelle von Skulpturen aus Schrott geschaffen, von denen die groesste direkt an der Interstate 94 steht. Aufgenommen im Guinness Buch der Rekorde wurde diese Metallskulptur mit dem Namen “Geese in the flight” und 4 Jahre dauerte es, bis sie fertig gestellt wurde – einfach faszinierend.
Hinweis auf den verzauberten Highway
Geese in flight – The world’s largest scrap metal sculpture
Wegweiser fuer den “Enchanted Highway”
Weitere Bilder dieser Skulpturen und mehr Informationen ueber den Kuenstler gibt es auf folgender Seite: The Enchanted Highway
Unsere Sylvesternacht haben wir dann in Fargo ND verbracht. Wir haben uns doch sehr gewundert, wie viele Trucker hier ueber die Feiertage unterwegs sind. Essen gehen im Flying J Truck Stop zwischen Truckern mit Cowboyhut oder Pudelmuetze – ist kein Witz, die Pudelmuetze blieb waehrend des Essens auf dem Kopf – keine Knallerei und anstossen ohne Freunde mit Bier und Wein in Massen (Maaassen mir fehlt das sz auf der amerikanischen Tastatur), denn am naechsten Tag muss ja wieder gefahren werden. Das mag fuer viele undenkbar sein, fuer uns ist das voellig normal und einfach nur gelebter Traum.
Am naechsten Morgen konnten wir unseren Augen kaum trauen. Satte -29 Grad waren da auf dem Thermometer zu sehen. Das war unsere bisher kaelteste Nacht im Truck und wir haben dank Standheizung nicht gefroren, nur der Boden des Trucks war doch ziemlich kalt. Da helfen auch keine Thermosocken mehr.
Flying J Truck Stop in Fargo ND am Neujahrsmorgen bei -29 Grad Celsius
Weisse Rauchwolken in der Kaelte
Am Neujahrstag durchfuhren wir noch Minnesota und Wisconsin, um fuer die naechste Nacht einen “ruhigen” Platz in La Salle IL auf einem Truck Stop zu ergattern. Das war jetzt ironisch gemeint. Ruhig ist es hier eigentlich auf keinem Truck Stop und mir sind mittlerweile Rest Areas oder andere Parkplaetze lieber zum Uebernachten, aber da hat man leider meistens keine Internetverbindung und diese ist gerade jetzt im Winter sehr wichtig, um zu verfolgen, wo es die naechsten Winterstuerme gibt.
ATV mit Schneeketten – gesichtet in Minnesota –
ich glaub, dass koennte uns auch Spass bringen, damit im Gelaende rumzuduesen
Am 2. Januar gab es dann kurz hinter der Grenze mal wieder eine Inspection Level 2, die wieder ohne Probleme absolviert wurde und so ging es weiter Richtung Mississauga ON, wo wir am 3. Januar unsere unter viel Muehen eingesammelten Aepfel und Birnen ohne viel Wartezeit abladen durften.
Ferndale WA; Wenatchee WA; Peshastin WA; Wenatchee WA; Mississauga ON auf einer größeren Karte anzeigen
Neue Ladung, in diesem Falle Blumen fuer Moncton NB, gab’s direkt im Anschluss fuer uns in Jordan Station ON am Lake Ontario. Leider war diese Ladung ziemlich leicht und wir hatten Schneetreiben ohne Ende. Da faehrt sich’s mit einem voll beladenen Trailer eigentlich besser (Aussage von Thomas – ich selber kann dazu nichts sagen – bin ja kein Trucker, sondern nur passenger).
Eine Besonderheit erwartete uns nach der Fahrt durch Toronto. Verkehrsberuhigung der besonderen Art. Lass einfach zwei Schneepfluege nebeneinander fahren und der Stau ergibt sich von ganz alleine. Ob die das hier in Ontario auf dieser Strecke immer so machen? Wissen wir leider nicht, sind ja noch keine alten Hasen und das ist der erste Winter im Truck, den wir hier erleben.
Verkehrsberuhigung der besonderen Art
Montreal mit viel Schnee fand ich sehr angenehm. Endlich huepfen die verrueckten Franzosen mal nicht von einer Spur zur anderen, sondern bleiben brav in ihrer “lane”, denn zwischen diesen hatten sich kleine Schneehaufen gebildet und da bekamen es die Montrealer wohl mit der Angst zu tun. Auf der Weiterfahrt erwartete uns dann aber Eisregen und da bekam ich es mit der Angst zu tun und wir blieben, Thomas Fahrzeit war sowieso fast zu Ende, in St. Liboire QC stehen. Am 4. Januar hatten wir endlich wieder besseres Wetter und die Fahrt durch New Brunswick wurde wieder von Sonnenschein begleitet. Diesmal durften wir sogar unseren beladenen Trailer in Moncton abstellen und mussten nicht warten (das Entladen kann hier Stunden dauern) und einen anderen leeren Trailer mit zur Insel nehmen. Somit haben wir in unserem ersten Jahr in Kanada Weihnachten und Sylvester in den USA verbracht und waren nach 22 Tagen und 14771 gefahrenen Kilometern endlich wieder zu Hause.
Mississauga ON; Jordan Station ON; Moncton NB; PEI auf einer größeren Karte anzeigen